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Agrikultur und Immobilien in Cali, Kolumbien

Das erste Interview 2016 hat HalloCasa mit Stefan Burkart, Projektleiter beim CIAT, dem Zentrum für tropische Agrikultur, geführt und über Agrikultur und Immobilien in Cali gesprochen.

Cali Colombia Stefan Burkart International Real Estate Investment ColombiaHalloCasa: „Guten Tag Herr Burkart. Herzlichen Dank, dass Sie sich für ein Interview mit HalloCasa Zeit genommen haben. Zur Einleitung würden wir uns freuen, wenn Sie sich vorstellen.“

Stefan Burkart: „Guten Tag. Vielen Dank für die Einladung! Ursprünglich komme ich aus Deutschland. Im Studium habe ich einen Bachelor und meinen Master im Fach “Landwirtschaftliche Ökonomie” an der Universität Stuttgart absolviert.

Die Verbindung zu Cali entstand vor einigen Jahren. Zwischen 2009 und 2012 habe ich meine Dissertation im Bereich Entwicklung von landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodellen geschrieben. Diese hatte ich in Kooperation mit dem Centro Internacional de Agricultura Tropical (CIAT) in Cali, Kolumbien und in Managua, Nicaragua erarbeitet. Danach wollte ich eigentlich direkt weiter am CIAT arbeiten, bekam jedoch ein Angebot der Universität Hohenheim in Stuttgart.

Dort war ich dann etwa 2 Jahre im sozialwissenschaftlichen Bereich tätig, bis es mich 2014 im August wieder ans CIAT zog. Nun arbeite ich am Tropical Forages Program (Programm für Futterpflanzen) und leite den Bereich der sozio-ökonomischen Forschung.

Zusätzlich arbeite ich als Program Officer. Diese Position beinhaltet die Koordinierung von Forschung, den Bereich Monitoring und Evaluierung, die Verwaltung von Budgets und die Erstellung von Projekberichten. Außerdem nehme ich an globalen Meetings zur Forschungsplanung und deren Koordination teil.”

HalloCasa: „Gut, das hört sich nach einer interessanten Reise an. Was ist der genaue Auftrag des Centro Internacional de Agricultura Tropical und womit beschäftigt es sich?”

Stefan Burkart: „Zusammengefasst ist die Mission des CIAT, Hunger und Armut zu bekämpfen und die menschliche Ernährung zu verbessern.

Im Detail geschieht dies durch Forschung im Bereich Landwirtschaft und Ernährung. Ein weiteres, neueres Ziel des CIAT ist, die Ökoeffizienz der Landwirtschaft zu erhöhen.

Dafür forschen wir an neuen Technologien, die die landwirtschaftliche Produktion umweltverträglicher machen sollen. Dadurch möchten wir dazu beitragen, den Klimawandel zu reduzieren und Nachhaltigkeit zu schaffen.

CIAT arbeitet in den Tropen und Subtropen mit der Zentrale in Cali, Kolumbien und weiteren Niederlassungen in Afrika, Asien und Zentralamerika. Hauptaugenmerk liegt auf folgenden landwirtschaftlichen Produkten: Tropische Futterpflanzen, Reis, Maniok und Bohnen. Dazu wird in folgenden Bereichen geforscht: Klimawandel (Beziehung Landwirtschaft und Klimawandel), Interaktion von Böden und Landwirtschaft, Marktentwicklung und Markterschließung für landwirtschaftliche Produkte, Entwicklung von Geschäftsmodellen.”

HalloCasa: „Also eine Fülle an Aufgaben und Tätigkeitsfelder. Sie haben erwähnt, Sie leben in Cali. Für Außenstehende, wie kann man Cali beschreiben?”

Stefan Burkart: „Cali ist eine tolle Stadt. Vielleicht nicht unbedingt als Tourist, denn es gibt abseits der vielen Salsatheken nur wenige Sehenswürdigkeiten und die Altstadt ist gerade erst dabei, wieder richtig schön zu werden.

Aber zum Leben ist es einfach toll hier. Das Klima ist perfekt, manchmal vielleicht etwas zu heiß, aber aufgrund der Höhe von Cali (1000 m.ü.NN) bei weitem nicht so feucht wie an den Küsten Kolumbiens. Nachmittags weht immer ein starker Wind von den Anden her. Bezüglich Freizeitaktivitäten gibt es viele Dinge, die man hier unternehmen kann.

Angefangen bei umfangreichen Möglichkeiten innerhalb der Stadt wie z.B. den vielen Diskotheken und Bars, Restaurants, oder der großen Anzahl an Sportangeboten.

Außerhalb der Stadt ist man relativ schnell am Pazifik, in der Zona Cafetera oder in Popayán, einer sehr schönen Kolonialstadt. Auch die Farrallones, ein Gebirge unweit Cali, zu dem auch ein Nationalpark gehört, bieten zahlreiche Möglichkeiten, die Natur zu geniessen, z.B. an verschiedenen Flüssen oder auf Wanderwegen.

Mit Blick auf die Gesellschaft in Cali, muss man einfach sagen, dass die Menschen in Cali einfach super sind, total nett und hilfsbereit. Klar muss man sich ein bisschen auskennen, um nicht in falsche Nachbarschaften zu geraten, aber das lernt man relativ schnell.”

HalloCasa: „Nun, zu Ihrer Expertise und damit zum Agrikultursektor in Kolumbien: was sind besondere Merkmale und was sind bestimmte Unterschiede im Vergleich zu den USA oder Europa?”

Stefan Burkart: „Das ist eine sehr gute Frage. Generell ist die kolumbianische Landwirtschaft noch viel kleinbäuerlicher organisiert als z.B. in Europa oder den USA. Aber auch das ist in starkem Wandel und es wird zunehmend Wert auf Qualitätszertifikate gelegt.

Auch wird verstärkt versucht, in den Exportsektor zu drängen, z.B. mit tropischen Früchten oder auch mit Fleisch. Der starke Wandel ist eine riesige Herausforderung für Kolumbien, denn viele der Kleinbauern werden auf Dauer mit dem internationalen Wettbewerb nicht mehr mithalten können und diesem Wandel zum Opfer fallen.

In diesem Zusammenhang gilt es für die kolumbianische Regierung Alternativen zu schaffen.

Auch am CIAT arbeiten wir verstärkt an diesem Thema, vor allem aber daran, die kleinen und mittelgroßen Bauern wettbewerbsfähiger zu machen, damit sie im Markt bestehen koennen. Auch das Thema Klimawandel spielt in der kolumbianischen Landwirtschaft eine starke Rolle. Verlängerte Dürrezeiten beeinflussen die Produktion und die Erzeuger stark, und es gilt nun, darauf zu reagieren.

Sei es durch neue Technologien, verbesserte Ausbildung und Weiterbildung oder politische Instrumente und Anreize.

Ein weiteres Thema, das die kolumbianische Landwirtschaft stark betreffen wird, wird die Post-Konfliktzeit sein. Denn dort, wo auf einmal die Konfliktparteien ihre Waffen niederlegen werden, müssen neue Alternativen für die betroffenen Personen geschaffen werden.

Diese können sowohl innerhalb als auch außerhalb der kolumbianischen Landwirtschaft liegen, aber ein Großteil der betroffenen Personen lebt eben auf dem Land, so dass vor allem dort adäquate Alternativen nötig sind. Bezüglich der Agrarprodukte ist Kolumbien ziemlich stark im Bereich Zuckerrohr, Kaffee, oder auch tropischen Früchten positioniert. Der kolumbianische Fleischsektor ist stark im Kommen und die Rinderproduktion nutzt einen Großteil der zur Verfügung stehenden Fläche des Landes aus.

Hier treten besondere Konflikte auf, denn die Rinderproduzenten sehen oftmals keinen Mehrwert in der Produktivitätssteigerung, z.B. durch verbesserte Gräser, sondern holzen stattdessen lieber mehr Wald ab, um die Produktionsflächen zu erhöhen. Durch die neuen Technologien, die wir am CIAT entwickeln, lässt sich diesem Trend entgegenwirken, und auf lange Sicht gehen wir davon aus, dass man Rindfleisch in Kolumbien klimaneutral produzieren und z.B. nach Europa oder in die USA exportieren kann. Jedoch gehören zu diesem Umdenken immer zwei Seiten.”

HalloCasa: „Welchen Einfluss haben die Freihandelsabkommen auf den Agrikultursektor in Kolumbien?”

Stefan Burkart: „Kolumbien hat Freihandelsabkommen mit vielen Ländern. Ich glaube es sind weit über zehn momentan. Auf der einen Seite ist das sicher positiv, denn es eröffnet Märkte für Produkte wie tropische Früchte oder Kaffee. Aber auf der anderen Seite hat das natürlich auch negative Auswirkungen, vor allem in den Bereichen, in denen die kolumbianische Wirtschaft nicht wirklich wettbewerbsfähig ist. Das beobachten wir leider in vielen Branchen des Agrarsektors, z.B. auch in der Fleischerzeugung.”

HalloCasa: „Wie hat sich die Situation der Bauern während der letzten Jahrzehnte entwickelt. Konnten viele Bauern sozial aufsteigen und haben diese Zugriff zu Bildungsinstitutionen wie Hochschulen und Universitäten?”

Stefan Burkart: „Für die Kleinbauern in Kolumbien hat sich wenig geändert.

Zwar haben einige auch teilweise eine gute Ausbildung genossen, aber die Rahmenbedingungen für Kleinbauern und kleinbäuerliche Produktion haben sich nicht sonderlich entwickelt. Hier besteht eine große Kluft zu mittelgroßen, vor allem aber großen Produzenten.

Diese leben oftmals gar nicht auf dem Land sondern genießen die Städte im Inland oder Ausland mit all ihren Vorzügen und lassen ihren Besitz von Farmmanagern verwalten. Durch die schlechten Perspektiven für Kleinbauern wandert der Nachwuchs verstärkt aus der Landwirtschaft ab und sucht in anderen Bereichen seine Zukunft.”

HalloCasa: „Gut, wie könnte man denn am besten die Herausforderungen der Kleinbauern bewältigen?”

Stefan Burkart: „Naja, aus meiner Sicht trägt die Forschung natürlich einen großen Teil dazu bei, die Bedingungen zu verbessern.

Beispielsweise durch die Entwicklung neuer, auf Kleinbauern zugeschnittener und preiswerter Technologien. Oder auch über die Zusammenarbeit mit verschiedenen Interessensgruppen, um gemeinsam Forschung zu betreiben und Lösungen für Probleme zu finden. Jedoch kann die Forschung nicht alles alleine bewältigen.

Von Seiten der kolumbianischen Regierung müssen neue Lösungswege gefunden werden, Alternativen aufgezeigt werden, Anreize geschaffen werden, Forschungsergebnisse in die Praxis umgesetzt werden, die Korruption bekämpft werden etc. Nur dann kann können wirklich Veränderungen stattfinden, die auch nachhaltig und langfristig geplant sind.”

HalloCasa: „Unter den Bauern und in der Politik, wie sehr ist das Umweltbewusstsein ausgeprägt und wie sehr sind Zertifikationen wie “FairTrade” vorhanden?”

Stefan Burkart: „Aus der kolumbianischen Politik kommt verstärkt der Anreiz nachhaltiger zu produzieren. Für viele Produkte werden schon bestimmte Zertifikate angewandt, jedoch ist auch hier viel in Bewegung und es wird sich in den nächsten Jahren einiges ändern. Vor allem für den Export sind solche Zertifikate essentiell.

Innerhalb Kolumbiens sind solche Zertifikate zwar auch von Bedeutung, jedoch noch nicht in so großem Ausmaß. Große Supermarktketten bieten Produkte an, die nachhaltig oder biologisch erzeugt wurden, das aber meist nur in besser situierten Gegenden grosser Städte, wo die Kaufkraft höher ist.”

HalloCasa: „Was sind Trends im Agrikultursektor in Kolumbien allgemein?”

Stefan Burkart: „Kaffee wird immer eines der Hauptthemen und einer der Haupttrends in Kolumbien sein.

Dazu kommen verstärkt tropische Früchte, vor allem für den Export. Rindfleisch nimmt auch eine immer wichtigere Rolle ein. Es wird in großem Maße daran gearbeitet, Rindfleisch exportfähig zu machen – und das vor allem im Premiumbereich.

Dabei wird auch auf die nachhaltige Erzeugung geachtet, das heißt, eine Erzeugung im Einklang mit wirtschaftlichen, sozialen und Umweltaspekten.

Überhaupt wird das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger in Kolumbien, und es lässt sich beobachten, dass es oftmals der Privatsektor ist, also z.B. Supermarktketten, Grosskonzerne etc., der auf nachhaltige Produktionsformen drängt. Das ist, denke ich, ein guter und wichtiger Ansatz für die Zukunft.”

HalloCasa: „Für Ausländer, die eventuell interessiert sind, Ländereien in Kolumbien zu kaufen, warum sollte man in und um Cali herum kaufen und welche Früchte und welches Gemüse kann man dort anpflanzen?”

Stefan Burkart: „Die Region um Cali herum hat hervorragende Böden. Für Zuckerrohrproduktion sind es mit die besten Böden, die es weltweit gibt.

Aufgrund des Klimas lassen sich aber auch gut andere Produkte anbauen, von Früchten bis Gemüse findet man fast alles in der Umgebung. Jedoch verdrängt der Zuckerrohranbau sehr stark die meisten anderen Bodennutzungsarten und treibt die Bodenpreise stark in die Höhe. Kaffee wächst leider nicht in der Region Cali, da dafür die Höhe nicht ausreicht.”

HalloCasa: „Bei wieviel Euro liegt ein Hektar Land außerhalb Calis und wie hoch ist der Quadratmeterpreis innerhalb Calis?”

Stefan Burkart: „Die Hektarpreise schwanken sehr stark je nach Bodenbeschaffenheit und Konkurrenz. Generell sind die Preise im Valle del Cauca, also rund um Cali, aber sehr hoch, da die großen Zuckerrohrfirmen fast alles aufkaufen, was möglich ist.

Der Quadratmeterpreis in Cali hängt sehr stark davon ab, wo man wohnen möchte. In sicheren Vierteln ist es natürlich deutlich teurer als in gefährlicheren Nachbarschaften. Die Preise steigen aber generell sehr stark an.

Am Besten zum Wohnen sind der Süden und der Westen. Auch im Norden der Stadt gibtes schöne Viertel.

Der Osten ist insgesamt sehr gefährlich. In einem guten Viertel schwanken die Quadratmeterpreis zwischen 500 und 2000 Euro, je nach Beschaffenheit der Wohnung (z.B. neu vs. alt, mit Pool vs. ohne Pool, Haus vs. Wohnung). Cali ist meines Wissens nach die Grosßtadt mit den niedrigsten Quadratmeterpreisen in Kolumbien.

Bei Neubauten muss man etwas aufpassen, denn die Bausubstanz ist oftmals sehr sehr schlecht. Es wird viel billig gebaut und gepfuscht. Und häufig sind die Raumaufteilungen nicht so gut, d.h. kleine Wohnzimmer und 3-4 Schlafzimmer auf 80 Quadratmentern. Am besten ist es, eine etwas ältere Wohnung zu kaufen (10-20 Jahre alt), die sind in der Regel deutlich guenstiger, haben eine gute Bausubstanz und eine gute Raumaufteilung. Jedoch muss man dann normalerweise noch ein bisschen in die Modernisierung investieren.

Generell kommt man aber damit deutlich günstiger davon und hat danach eine super Wohnung.”

HalloCasa: „Wie sehen Sie Cali und Kolumbien in 10 Jahren?” (Lesen Sie auch unser Interview “Immobilien in Cartagena” mit Cindy Buelvas)

Stefan Burkart: „Wenn die Entwicklung so weitergeht, dann werden die Grundstücks- und Quadratmeterpreise weiter ansteigen und Cali wird dann vielleicht mit Bogotá vergleichbar sein.

Die Stadt investiert sehr sehr viel Geld in Modernisierungsprojekte und in Lebensqualität (z.B. Parks, Freizeitangebote). Ich denke, in 10 Jahren wird Cali noch deutlich lebenswerter sein, als es ohnehin schon ist. Jetzt in Immobilien zu investieren halte ich für eine gute Idee.”

HalloCasa: „Wenn Sie eine Sache in Kolumbien ändern könnten, was wäre es?”

Stefan Burkart: „Das ist eine sehr gute Frage. Für mich gibt drei Hauptprobleme in Kolumbien:

Die Korruption, die Sicherheit und die Grundbildung vor allem einkommensschwacher Personen. Diese Dinge müssen so schnell und so ernsthaft gelöst werden, wie möglich, damit das Land international auf Dauer wettbewerbsfähig ist.

Das sind drei Grundpfeiler für Investitionen internationaler Projekte, denn durch fehlende Sicherheit und Korruption fehlt ein Grundvertrauen und durch den Mangel einer gut ausgebildeten Bevölkerung fehlen Unternehmen, die sich internationalem Wettbewerb stellen möchten qualifiezierte Angestellte.”

HalloCasa: „Wenn Sie eine Sache aus Kolumbien in andere Länder einführen könnten, was wäre es?”

Stefan Burkart: „Vor allem mit Blick auf Deutschland denke ich, dass man sich einen Teil der kolumbianischen Lockerheit abkupfern sollte. Es ist sehr angenehm in Kolumbien zu leben, weil es diese Verkrampftheit von mürrischen Menschen nicht gibt. Sehr angenehm!”

HalloCasa: „Vielen Dank für all Ihre Erkenntnisse! Unter welchen Daten können Leser Sie kontaktieren?”

Stefan Burkart: „Selbstverständlich, Leser und Investoren können mich gerne via E-Mail kontaktieren: s.burkart@cgiar.org. Ich freue mich über Fragen jeglicher Art.”

Interessante Links zu diesem Thema:

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Über HalloCasa:

HalloCasa, der Marktplatz für internationale Immobilientransaktionen, wird von Deutschen in Bogota gegründet. Die Plattform wendet sich in erster Linie an ausländische Investoren und soll den Hauskauf für Ausländer vereinfachen.