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Mompox, abseits von Allem oder im Zentrum von Nichts

HalloCasa ist stolz Richard McColl, einen professionellen Journalisten und Hotelbesitzer in Kolumbien, als Gast zu haben.

HalloCasa: “Guten Tag Richard, vielen Dank, dass Sie heute unser Gast sind! Für diejenigen, die Sie nicht kennen, können Sie sich kurz vorstellen?”

Richard McColl ColombiaCalling International Real Estate Investing ColombiaRichard McColl: “Ja, gerne! Mein Name ist Richard McColl, ich bin Journalist und spezialisiere mich auf die Konfliktlösung mit der FARC hier Kolumbien. Außerdem bin ich Reiseführer und Hotelier.”

HalloCasa: “Ok, interessant, was hat Sie ursprünglich nach Kolumbien gebracht”

Richard McColl: “Kolumbien war immer ein Land, das mich enorm gereizt hat. Auch schon bevor ich im Jahre 2007 hierher ausgewandert bin und für die Umweltschutzorganisation WWF vor Ort tätig war.

Mein Vater hatte hier in den 1970er Jahren gearbeitet hatte und mich gewarnt, und da es wohl ein schwarzes Schaf in der Familie geben muss, nehme ich an, dass mich diese Warnung noch mehr gereizt hat!”

HalloCasa: “Welchen Projekten widmen Sie sich in Kolumbien?”

Richard McColl: “Im Moment promoviere ich an der Universität Javeriana. Außerdem schreibe ich Artikel als freier Journalist für die ausländische Presse über den Friedensdialog hier in Kolumbien.

Des weiteren bin ich Gastgeber einer wöchentlichen Radiosendung namens Colombia Calling, Touristenführer und führe ein kleines Hotel mit dem Namen La Casa Amarilla in Mompox. Abgesehen davon bin ich Vollzeit-Vater und Ehemann.”

HalloCasa: “Was für eine Bandbreite an Aktivitäten! Lassen Sie uns die Dinge Schritt für Schritt diskutieren, beginnend mit der Hotellerie: wie war es, als Sie Ihr Hotel eröffneten?”

Richard McColl: “Um es kurz zu machen!

Ich kam in Mompox zu Ostern 2007 an, um einen Reiseartikel für eine US-amerikanische Zeitschrift zu schreiben und sah dort eine Chance für Unternehmen, da ich auf nur zwei Ausländer in der gesamten Stadt während einer sehr beliebten Veranstaltung traf.

Bis Ende des Jahres hatte ich ein Haus gekauft und bis Februar 2008 stand mein Hotel “La Casa Amarilla” mit vier Zimmern. Jetzt haben wir elf Zimmer und eine Jahresbelegung von 75 Prozent.”

HalloCasa: “Das erinnert uns an einen Ihrer Artikel, in dem Sie beschreiben, dass Sie in einem Hotel von einem Polizisten geweckt wurden und er Sie des Drogenhandels bezichtigte. Aber das war ja in Santa Marta. Also, bleiben wir mal bei Mompox: erzählen Sie uns ein wenig über Mompox. Wo befindet es sich? Was macht es so besonders?”

Richard McColl: “Sie können entweder denken, Mompox befindet sich abseits von Allem oder im Zentrum von Nichts, da es wirklich eines der letzten authentischen Kolonialstädte in Kolumbien ist.

Ich weiß, dass ich als Ausländer zur Veränderung beitrage, aber zumindest kann man sagen, dass Mompox immernoch den “Mompoxinos” gehöhrt und daher eine andere, wenn nicht besondere, Atmosphäre hat. Die Stadt ist fünf Stunden von den Küstenstädten Cartagena, Barranquilla und Santa Marta entfernt und liegt an den Ufern des Magdalena-Flusses.”

HalloCasa: “Ok, das klingt sehr exotisch! Es klingt nach einem Ort, an den Ausländer denken, wenn sie “Kolumbien” zu hören. Bezüglich Ihres Hotels, welche sind vor allem Ihre Kunden?”

Richard McColl: “Während der kolumbianischen Ferienzeit sind die meisten Gäste überwiegend nationale Touristen, die ihr eigenes Land zunehmend bereisen und kennenlernen. Abgesehen von diesen empfangen wir vor allem europäische Gäste.”

HalloCasa: “Also eine großartige Mischung aus nationalen und internationalen Touristen. Was können Touristen machen, die Mompox besuchen, und warum sollte man es bereisen?”

Richard McColl: “Mompox ist nicht Disneyland. Es ist eher ein Ort, um Zeit zu verbringen und die Atmosphäre zu genießen, weniger um eine Anzahl touristischer Aktivitäten vorzufinden. Sie können durch die antiken Kolonialstraßen schlendern, welche den Eindruck verschaffen, man befinde sich in einem Freilichtmuseum.

Empfehlenswert ist das silberfiligrane Schmuckangebot und, wenn es die Zeit es erlaubt, sollte man eine Bootsfahrt hinaus in die Feuchtgebiete unternehmen, um die Vogelwelt aus erster Hand zu genießen.”

HalloCasa: “Klasse, das klingt so, als ob die Zeit in Mompox stehengeblieben ist. Für potenzielle Besucher, welche ist die beste Zeit, um die Kolonialstadt zu besuchen?”

Richard McColl: “Es ist ganzjährig heiß, da ändert sich eigentlich nicht viel während des Jahres. Ich würde vorschlagen, die Massen zu Ostern, während des Oktober-Jazz-Festivals und den kolumbianischen Feiertagen im Dezember und Januar zu vermeiden.”

HalloCasa: “Sie schrieben vor kurzem einen Artikel darüber, wie “El Niño” Mompox beeinflusst. Wie, denken Sie, entwickelt sich die Situation und wie wird “El Niño” Mompox langfristig beeinflussen?”

Richard McColl: “Ich würde mir wünschen, dass sich die Situation ändert und man sie in den Griff bekommt, aber, wer weiß? Es gibt so viel Korruption und einen echten Mangel eines notwendigen Zugehörigkeitsgefühls innerhalb der Bevölkerung, welches diese Probleme weiterlaufen lässt.”

HalloCasa: “Mit Hinblick auf Ihr Hotel, haben Sie persönlich besondere Herausforderungen erlebt, die Sie in Großbritannien nicht erwarten würden?”

Richard McColl: “Hehe, ja, es gab eine Situation. Ein rivalierender Hotelbesitzer platzierte eine schwarze Magie auf mich und versuchte, unser Geschäft einmal ruinieren! Aber, um mehr darüber zu erfahren, müssen Sie mein Buch lesen, wenn es veröffentlicht wird!”

HalloCasa: “Oh, jetzt sind wir neugierig geworden, Sie starten ein Buch! Es spielt in Kolumbien? Erzählen Sie uns davon, wann und wo wird es verfügbar sein?”

Richard McColl: “Ja, im Moment ist der englische Titel: “Das Mompox Project”, und es ist mehr oder weniger fertig. Ich überlege, ob ich es zuerst auf Spanisch veröffentliche.

Sie können kleine Schnipsel auf meinem Blog richardmccoll.com lesen, aber wenn Sie mehr Interesse am magischen Realismus von Kolumbien haben, dann schauen Sie sich am Besten ein Buch an, zu dem ich beigetragen habe und das im Jahr 2015 veröffentlicht wurde. Der Titel ist: “War Gabo ein Ire? Reisen in Kolumbien des Gabriel Garcia Marquez”, das aufamazon erhältlich ist.

HalloCasa: “Wunderbar! Als Unternehmer in Kolumbien: Glauben Sie, Sie haben Vorteile oder Nachteile hier als Ausländer? Wenn ja, woran merken Sie es?”

Richard McColl: “Es gibt keinen Zweifel daran, dass Ausländer auf jeden Fall gut in Kolumbien aufgenommen werden und das kommt sowohl mit Vorteilen als auch mit Nachteilen.

Ich denke, dass mir mein internationaler Hintergrund hilft, sowohl ein guter Verwalter als auch gut im Umgang mit Menschen zu sein. Ein Nachteil ist, dass wir immer als “reiche Ausländer” angesehen werden und so passiert es von Zeit zu Zeit, dass Menschen versuchen einem Geld zu entlocken.”

HalloCasa: “Sie haben erwähnt, dass Sie das Hotel in Mompox gekauft haben. Wie war der Kaufprozess und wie erlebten Sie diesen? Gibt es Dinge zu verbessern?”

Richard McColl: “Als ich in Mompox im Jahr 2007 den Kauf tätigte, war es nicht so einfach wie, sagen wir, als würde man in Bogotá kaufen. Meine Schwiegermutter ist aus Mompox und sie war voll und ganz an den Verhandlungen beteiligt.

Es war ein langer Prozess, um sicherzustellen, dass alle Papiere in Ordnung waren, da es etwa 38 Personen mit einer bestimmten Forderung – zwar alles kleine – auf Gewinne des Hausverkaufs gab.

Aber das ist ein Problem mit einem alten Haus in einer alten Stadt. Die Dinge können sehr informell geregelt werden und man sollte sich an diese Prozesse gewöhnen, bevor man eine Kaufentscheidung trifft.

Zum Glück hatte ich eine Familie, einen guten Anwalt und einen guten Buchhalter für den Kauf in Mompox, was mir den Prozess wirklich sehr viel einfacher gemacht hat.”

HalloCasa: “Interessante Einblicke! Widmen wir uns ihrer weiteren Tätigkeit, dem Journalismus, wie hat dieser sich entwickelt?”

Richard McColl: “Bei einer Zeitung in Costa Rica wurde ich ins kalte Wasser geworfen. Im Jahre 2002 habe ich einen Master in Journalismus an der City University in London verfolgt.

Ich verbrachte Stationen bei verschiedenen Nachrichtenagenturen in Großbritannien bevor ich mich entschloss, freier Journalist zu werden.”

HalloCasa: “Was sind Ihre journalistischen Felder?”

Richard McColl: “Hauptsächlich decke ich den Konflikt in Kolumbien und die Friedensdialoge ab aber ich habe auch viel für den Kultur- und Reisesektor geschrieben.”

HalloCasa: “Ok, der Konflikt ist ein sehr viel diskussiertes Thema. Bevor wir über diesen sprechen, wie sehen Sie die Redefreiheit / Pressefreiheit in Kolumbien?”

Richard McColl: “Es geht um Selbstzensur hier. Sie müssen vorsichtig sein, was Sie sagen und schreiben.”

HalloCasa: “Ok, Sie sind Experte, wenn es um die Friedensgespräche in Kolumbien geht. Für Menschen, die davon noch nichts gehört haben: Worum geht es, wer ist daran beteiligt und wie ist er entstanden?”

Richard McColl: “Die aktuellen Friedensdialoge laufen seit November 2012 in Havanna, Kuba, zwischen der kolumbianischen Regierung und Mitgliedern der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC).

Die FARC existiert seit 1964 und wurde als marxistisch-leninistische Gruppe gegründet. Es gibt sehr viele Details. Aber um zu versuchen, es kurz zu erklären: Mit dem Bürgen der Nationen wie Chile und Norwegen und dem Gastgeber Kuba ist dieser Friedensprozess der am weitesten fortgeschrittene Friedensdialog, den es mit dieser Guerilla-Gruppe bisher gegeben hat und es besteht die Hoffnung, dass eine endgültige Vereinbarung am 23. März 2016 unterzeichnet werden kann.

Präsident Santos hat mit der auf Herbeiführung von Frieden mit der FARC sein ganzes politisches Erbe auf eine Karte gesetzt und es gab einige erhebliche Hindernisse auf diesem langen Weg, aber es wurden für beide Seiten günstige Bedingungen geschaffen wie zum Beispiel bei Fragen der politischen Partizipation, der Agrarreform, illegaler Drogen und den Opfern des Konflikts.

Jetzt geht es darum, die Vereinbarungen umzusetzen und den Konflikt zu einem Ende zu bringen.”

HalloCasa: “Ok, das sind sehr wertvolle Informationen! In Bezug auf die neuesten Entwicklungen und die Hoffnung, dass es Frieden zwischen allen beteiligten Parteien geben wird: denken Sie, es wird wirklich etwas ändern oder werden neue Parteien mit neuen Namen entstehen, die die gleichen Dinge wieder tun?”

Richard McColl: “Ich denke, es wird ein Machtvakuum geben und, dass die Kriminalität steigt, wie es der Fall mit den Nachwirkungen der meisten Friedensabkommen ist, wenn es einen steilen Anstieg von Arbeitslosigkeit durch die Demobilisierung von einer bewaffneten Gruppe gibt.

Wird es eine Flut von FARC-Mitglieder geben, die in Reih und Glied zur anderen Guerillagruppe der Nationalen Befreiungsarmee (ELN Rebellen) wechseln? Ich weiß nicht, aber eins ist sicher, es wird kompliziert sein. Was wir nicht brauchen, ist eine Wiederholung der Friedensabkommen in Guatemala, die in einer unausgewogenen Weise überhetzt durchgeführt wurden und eine voll bewaffnete Gesellschaft mit allen Arten von bösem Blut hinterließ.

Schauen Sie sich an, wie viel Zeit verbracht wurde und welche Schwierigkeiten sich bei Efrain Rios Montt abspielten, ihn (wieder) vor Gericht zu bringen.

Bei einem Friedensabkommen mit der FARC wird es positive Veränderung geben, aber um sehen, ob es einen echten Wandel gibt, wird es eine oder zwei Generation dauern, um die Lage richtig einschätzen zu können!”

HalloCasa: “In einem kürzlich erschienenen Artikel erwähnten Sie, dass “der kolumbianische Konflikt seit 1964 den Tod von mehr als 300.000 Opfern und mehr als 5 Millionen Vertriebenen verursach hat (Link) und dass “das Büro des Generalstaatsanwalt bald die FARC für mehr als 500.000 Verbrechen, die während des Konflikts in Kolumbien begangen wurden, beschuldigen wird, einschließlich Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen” (Link).

Ihrer Meinung nach, wer profitiert tatsächlich von dieser Gewalt und wer könnte daran interessiert sein, dass dieser Konflikt weiterhin andauert?”

Richard McColl: “Das ist einer dieser Momente, in denen ich mein Recht auf Selbstzensur übe!”

HalloCasa: “Ok, eine andere Frage: Welche Rolle spielt der Drogenhandel und welche Parteien sind beteiligt?””

Richard McColl: “Der Drogenhandel ist ein großes Problem in Kolumbien, wie generell bekannt, und hat illegale Gruppen in diesem Land finanziert und somit in der Tat die Haltbarkeit des Konflikts erweitert.

Wenn man bedenkt, dass die FARC immernoch eine Rhetorik benutzt, die von anderen Gruppen in anderen Konflikten aufgegeben wurde, als der Kalte Krieg endete, ist ein Beweis dafür. Ich vermute, dass jede Seite in Kolumbien zu einem gewissen Grad in den Drogenhandel involviert ist.”

HalloCasa: “Nehmen wir an, der Friedensvertrag wird unterzeichnet. Plötzlich wird es eine Menge von früheren Terroristen geben, die ihr ganzes Leben nichts anderes getan haben. Wie könnten sie sozialisiert werden und wie könnte dafür gesorgt, dass sie nicht doch wieder terroristisch aktiv werden?”

Richard McColl: “Das ist etwas, was ich für einen Artikel im Moment untersuche. Das ist eine weitere dieser kniffligen Fragen aber, um sich Inspirationen und den Glauben an wirklichen Frieden einzuholen, muss man die Gründe für erfolgreiche Abkommen wie in Südafrika und Nordirland studieren.

Ich denke, eine große Rolle wird das kolumbianische Volk spielen und dessen Reaktion gegenüber ihren Landes. Die Unterzeichnung des Friedensabkommens ist der einfache Teil, die Vereinbarungen jedoch umzusetzen und eine Versöhnung in einem Land, das so lange von dieser Gewalt heimgesucht wurde, zu kommunizieren und einzuführen wird nicht einfach sein.”

HalloCasa: “Ok, wir freuen uns darauf, mehr darüber zu hören! Nun, unsere Abschlussfragen. Die erste Frage lautet: was sind die Dinge, die Sie an Kolumbien am meisten lieben?”

Richard McColl: “Als Journalist bin ich ständig begeistert von der Fülle von Geschichten und wunderbaren Menschen hier in Kolumbien.

Durch fleißigies und ehrliches Arbeiten war ich in der Lage, ein kleines Unternehmen zu gründen, das die Konjunktur in Mompox durch den Tourismus ein wenig stimuliert hat und für sozialen Wandel in Mompox gedient hat.

Das ist eine surreale Erfahrung gewesen. Kolumbien hat mir so viele Möglichkeiten gegeben. Dabei bin ich einfach meinem Herzen und meinen Wünschen gefolgt und die beinhalten weitaus mehr als Großbritannien. Ich habe Leute getroffen, die offen und empfänglich für neue Ideen sind, was manchmal nicht der Fall in der alten Welt ist.”

HalloCasa: “Genial! Und Dinge, die Sie gerne ändern würden?”

Richard McColl: “Die Luftqualität in Bogotá. Warum die Verwendung von minderwertigem Kraftstoff für Linienbusse und für das Transmilenio System kontinuierlich erlaubt worden ist, ist mir ein Rätsel.

Man sollte meinen, dass die Einführung eines neuen Systems wie des Transmilenio Systems zu einem grüneren Bogotá führt, jedoch wurden Verträge unterzeichnet, von denen einige Wenige zu Lasten von Vielen profitieren.”

HalloCasa: “Richard, wir danken Ihnen so sehr für Ihre wertvollen Einblicke! Wir sind stolz darauf, dass Sie sich Zeit genommen haben, um uns Ihre Sicht zu schildern! Wie können die Leser mit Ihnen Kontakt aufnehmen, falls sie Fragen haben?”

Richard McColl: “Nun, wie immer kann man mich über richardmccoll.com kontaktieren und über Colombia Calling, meinem wöchentlichen Podcast, können sie zuhören, was in Kolumbien vor sich geht. Der Podcast steht sowohl auf Stitcher als auch auf iTunes zum Download bereit.”

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HalloCasa, der Marktplatz für internationale Immobilientransaktionen, wird von Deutschen in Bogota gegründet. Die Plattform wendet sich in erster Linie an ausländische Investoren und soll den Hauskauf für Ausländer vereinfachen.

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